Schnadegang, Schnatgang:
 
					
					Die Entstehung und Bedeutung von Schnadegängen:
					Grundstücksgrenzen spielen im Leben einer Gemeinschaft, aber auch im Verhältnis zu den Nachbarn 		                    eine wichtige Rolle. Zunächst waren es unveränderliche Merkmale in der Natur wie Bäume, Findlinge,                    Bäche oder Bodendenkmale, die als Begrenzung der Felder, Wiesen, Weiden und Grenzen angesehen                    wurden. Später wurden Grenzsteine gesetzt und Bäume gepflanzt oder auch Gräben und Wälle angelegt,                    um die Grundstücksgrenzen zu markieren. Eine flächendeckende Vermessung mit Setzen von Grenzsteinen                    und die Anlage von verbindlichen Katastern und von obligatorischen Grundbüchern bestehen in                    Westfalen erst seit Beginn des 19. Jahrhunderts.				
	
					
					Früher wurden die Gemarkunsgrenzen anläßlich von Schnadegängen abgegangen. Der Grenzverlauf wurde                    dabei durch Beschneiden (Schnad, Schneise) begeh- und befahrbar gehalten und die alten Grenzsteine                    wurden kontrolliert. Das Wort "Schnade" stammt aus dem Mittelniederdeutschen "snat" und bedeutet                    lt. Duden soviel wie "Grenzen einer Flur".				
				
					Schnadegänge können in Westfalen bis auf das 14. Jahrhundert zurück belegt werden. Neben der                    Prüfung und Festlegung der Grenzen hatten die Schnadegänge die Funktion, eventuelle Streitigkeiten                    über Grenzverläufe zu bereinigen, und auch das Wissen um die Grenzverläufe auf die heranwachsende                    Jugend zu übertragen. Die Schnadegänge, bei denen manchmal 20-50 km am Tag zurückgelegt wurden,                    dauerten meist einen ganzen Tag, bei Grenzstreitigkeiten auch mehrere Tage. Nach Teilung der Marken                    in Privateigentum, nach genauer Katastrierung von Grund und Boden und nach Anlage der Grundbücher                    hatten die Schnadegänge ihren Zweck verloren. Ein letzter protokollierter Grenzumgang zur                    Feststellung der Grenzen für die Bauernschaften Groppenbruch, Schwieringhausen, Ellinghausen und                    Deusen aus der Gemeinde Mengede und der Gemeinde Holthausen aus der Bürgermeisterei Lünen fand in                    Gegenwart der Ortsvorsteher und der zuständigen Bürgermeister und dem Katastergeometer am                    17.08.1826 statt, wobei die festgestellten Grenzen "für richtig" anerkannt wurden.							                
				Die Zielsetzung von Schnadegängen heute:
					Die uns bekannten Heimatvereine verfolgen heute bei der Durchführung von Schnadegängen ganz andere                    Ziele. Es sollen nicht Grenzstreitigkeiten reguliert, sondern die Kenntnis über Grenzverläufe                    vermittelt, gute nachbarschaftliche Beziehungen gepflegt und vereinsinterne Geselligkeit gefördert                    werden. Es wird damit an althergebrachte Gepflogenheiten und Bräuche erinnert und die Vereine                    kommen damit auch ihren satzungsgemäßen Verpflichtungen zur Pflege des Brauchtums nach.										                
					Quellennachweise: Heimatverein Mengede, Westfälischer Heimatbund, Duden